DIE WUNDER DES ALTAGS
Einst malte sie fröhliche farbenfrohe Gesichter, wo die Farben in dicken Schichten aufgetragen wurden. Der Ausdruck war expressiv, die Farben buhlten um die Gunst des Betrachters. Die Bilder porträtierten liebevoll und humorvoll etwas schräge Gestalten. Es waren Gemälde, die in ihrer eigenen lebensbejahenden Art die Lust des Künstlers am Malen und an den kräftigen Farben zeigten.
Seitdem ist viel geschehen. Conni Bönlökke fand, dass sie zu neuen Ufern aufbrechen müsse. Sie absolvierte eine künstlerische Ausbildung in Aarhus und plötzlich kamen neue Elemente in ihre Bilder. Etwas Überraschendes, Freudiges und Unerwartetes tauchte plötzlich in ihren Bildern auf.
Wir leben in einem vernunftsbetonten Zeitalter, wo alles berechnet und kalkuliert wird. Wir müssen effektivisieren, uns der Grosspolitik mit ihren zunehmend absurden Regeln unterwerfen. Das ist nicht besonders amüsant und in erster Linie unendlich langweilig. Der Mensch lebt ja bekanntlich nicht von der Politik und rationellen Lösungen. Niemand von uns möchte nur ein Teilchen in diesem grossen Spiel sein. Das Leben ist etwas Anderes und Grösseres.
In einer solchen Gesellschaft spielt die Kunst eine besondere Rolle, zumindest kann sie dieses, wenn sie will. Sie kann sich auf das Dekorative oder Provokante reduzieren. Keine dieser beiden Pole ist im Grunde interessant für das kunstinteressierte Publikum, das gerne etwas mehr mit nach Hause nehmen möchte als die unmittelbare Provokation oder den Anblick des Dekorativen, da diese Werke oft schon nach wenigen Augenblicken ihre Wirkung verlieren.
Die Kunst kann uns aber auch verzaubern, uns mitnehmen auf die Reise zu den wundervollen und fantastischen Bereichen der Wirklichkeit. Und genau das ist es, was Conni Bönlökke mit ihren neuen Werken gelingt.
Alle Bilder sind charakteristisch für Conni Bönlökkes Stil. Das Bild darf gern rätselhaft sein und an unsere wildwachsende Fantasie appelieren.
Und gerade das unwirkliche in einer Wirklichen Welt ist ein Kontrast, der oft in den Bildern der Künstlerin auftaucht. Das Leben ist voller Paradoxe und wer kann das besser veranschaulichen als die Kunst?
Auf diese Weise stellt jedes einzelne Bild das Gegebene und Wiedererkennbare in Frage. Und wenn es der Kunst gelingt dieses darzustellen, dann wird sie wahrlich interessant.
In dem klassischen Märchen „Alice im Wunderland“ ist es genau dieser magische Verwandlungsprozess, der immer wieder vorkommt. Nichts ist wie es scheint. Alles kann im Bruchteil einer Sekunde wieder verwandelt werden.
Das erscheint uns zugleich unheimlich und faszinierend.
Es wird spannend, den weiteren Weg der Künstlerin in die Labyrinthe der Kunst zu verfolgen.
Ole Lindboe
Redakteur des Magazins „Kunst“ und Verfasser einer langen Reihe von Büchern über dänische und ausländische Künstler.
Neueste Kommentare